Vöran, Wöran, Wotan, was?
Lange bevor die Idee zu Vöran- urban eso entstand, stand für mich fest: die Werbung ist nicht meine Art zu Leben. Der Job in den Agenturen; das Endprodukt der kreativen Arbeit, das immer ein Kompromiss ist; Tagelang am Rechner sitzen; das ist alles nicht meins. Ich kann das. Gut und schnell. Ich wollte das nicht mehr. Der Zauber, der ersten Jahre war schon lange vorbei. Nein, nicht dass ich ausgebrannt in Agenturen verheizt wurde und Woche für Woche bis nachts um drei arbeiten musste.
Nicht, dass ich nur mit schrecklichen Werbern umgeben war, die mit dänglischen Begriffen um sich werfen und für die die erkauften Awards das höchste Gut der Welt sind. Ich hatte gute und schlechte Agenturen, ich hatte wunderbare Menschen mit denen ich arbeiten durfte und viele sind zu Freunden geworden. Ich sah nur keinen Sinn in dieser Arbeit. Nichts, das mich erfüllt.
Also schaute ich mich um und wurde Yogalehrer. Menschen etwas zurückgeben. Wege aufzeigen, die mir ganz persönlich geholfen haben stabiler und geerdeter zu werden. Gute Energien in die Welt tragen. Was für eine wunderbare Vorstellung. Was für eine wunderbare Arbeit. Der Plan war aus der Werbung sukzessive auszusteigen und irgendwann Vollzeit zu unterrichten. Der Plan ging für mich aus vielen Gründen nicht auf und ich habe den größten Respekt vor allen, die das durchziehen.
Eine neue Idee entstand im Urlaub. Wir wandern aus nach Spanien. Mallorca. Fünf Jahre sprachen wir zu Hause darüber. Mal mehr, mal weniger konkret. Spanischkurse wurden belegt, und alle Vokabeln wieder vergessen. Tapas gegessen. Geredet und geredet. Bis 2017 unerwartet ein Anruf kam: es gibt einen Job für dich. Etwas Werbung und PR im Hotel sowie Yogaunterricht. Beide Welten auf einen Schlag. Unverhofft. Unerwartet. Einfach so. Nächste Woche geht es los. Also wurden die Koffer gepackt. Eine kleinere Wohnung hatten wir bereits vor einem Jahr gemietet, damit Mallorca ein Stück näher rückt. Siggi bleibt hier und ich geh vor. Sehen wie alles läuft, um dann gemeinsam dort weiter zu machen.
Der Job war eine Blase, die nach zwei Wochen zerplatze. Ich schmiss hin und blieb auf der Insel. Schaute hier und schaute dort, machte viel Urlaub und schmiedete weitere Pläne. Ich liebte alles. Siggi kam um mich zu besuchen. Gemeinsam flogen wir nach 8 Wochen über meinen Geburtstag nach Hamburg. Mit einem Rückflugticket für mich im Gepäck. Doch kurz vor der Rückreise nach Spanien fiel der Satz: bitte geh nicht.
Bitte. Geh. Nicht.
Ich blieb.
Für uns.
Doch mein Herz brach ein Stück.
Der Traum der letzten fünf Jahre zerbrochen.
Bitte. Geh. Nicht.
Es folgten zwei harte Monate mit vielen Tränen und Vorwürfen. Mit Worten wie Scheidung und unmengen Wut. Ich fühlte mich betrogen. Betrogen um das Meer, die Insel, aber am allermeisten um die Chance etwas zu verändern. Die Chance weg aus der Werbung, die Chance auf Sinn im Arbeitsalltag. Es war für uns beide nicht leicht. Es war harte Arbeit, aber wir wussten, dass Trennung nicht war, was wir wollten. Wir wussten, dass es eine andere Lösung geben musste und zwar schnell.
Die Idee für Vöran wurde geboren. Ein Store mit allen Dingen, die ich liebte, aber vor allem ein Ort, an dem jeder willkommen ist. An dem man sich wohl fühlt. Ein Treffpunkt. Die ganze Energie wie Wut und Trauer wurden losgelassen, umgewandelt und in Energie für die Entstehung von etwas Neuem genutzt.
Der Stadtteil war sofort klar. Unsere alte Heimat: die Neustadt. Von vielen Hamburgern nicht gekannt, unser Herzens-Stadtteil, der sechs Jahre unsere gemeinsame Basis war. Das Universum weiß, was es tut und schenkte mir nach nur zwei Wochen Suche die Location. Mit der Hilfe von Freunden stand der Businessplan innerhalb zweier Monate. Der Weg war leichtfüßig und schnell. Die Handelskammer, die Bank, die Bürgschaftsgesellschaft, die Saga: Stationen, die mich bei der Idee unterstützten und mir Mut machten. Zuspruch von vielen Seiten.
Von außen jedoch kamen viele „Wenns“ und „Abers“. Ein eigener Laden ist eine große Sache. Die Miete, die Fixkosten. Wer kauft? Wer sollte kommen? Warum bei mir? Dinge, die sich erst noch zeigen werden. Aber vor allem keine Hindernisse, sondern aus Angst kreierte Zustände. Worst Case Szenarien, die man bedenken sollte, sich vorbereiten, genau planen, aber mit Sicherheit keine Gründe es nicht zu wagen. Die Entscheider und Profis waren auf meiner Seite. Vor allem aber mein Herz.
Ich vertraue auf das Leben selber. Auf die Aufgaben, die mir bevorstehen. Auf die Situationen an denen ich wachsen soll. Ich vertraue auf den Mut und die Liebe und die Chancen, die man ergreifen sollte. Ist ein kleiner Yogaladen in der Mitte der Stadt mein Ort für immer? Ich weiß es nicht. Aber er ist es für „jetzt“ und „jetzt“ ist alles, was zählt.
Dies ist der Weg aus einem Job, der mein Herz nicht berührte. Aus einem zerplatzen Traum am Meer. Hin zu einer ungewissen neuen Zukunft mit dem Mann an meiner Seite, mit dem ich mein Leben teilen möchte. An einem Ort, der mich glücklich macht. Ein Ort mit Seele und Geschichte. Ein Ort aus Liebe.
Dies ist mein ganz persönlicher Weg voran.
Mien Weg vöran.