Es ist bald soweit: die ersten Yogafestivals geben ihre Headliner bekannt und wir schielen mit großen Augen nach unseren "Stars". Yogifestival bedeutet viele Klassen, viele Möglichkeiten zu lernen, Spaß zu haben und endlich die Klebetattoos aus der Schublade zu holen. Es fühlt sich nach Sonne an, nach Leichtigkeit und einem WIR-Gefühl.
Doch eins fehlt noch, um das große Ganze auf die Beine zu stellen: der Karma-Yogi. Yogis, die helfen, aufbauen, assistieren, Ansprechpartner sind. Sie werden händeringend gesucht. Tu Gutes und dir wird Gutes widerfahren. Dabei geht es aber nicht um eine ehrenamtliche Tätigkeit in der Suppenküche, oder um Kleiderausgabe in den Messehallen für Bedürftige. Keine Speisung der Armen, sondern arbeiten für Lau auf einer kommerziellen Veranstaltung. Doch warte, du darfst auch an dem Tag, an dem du arbeitest an dem Festival teilnehmen. Nicht das ganze Wochenende. Nicht an einem anderen Tag. Nein, an dem Tag, an dem du damit beschäftigt bist einen Hostessen-Job zu machen, oder mit Glück in einer Stunde assistierst. Hostessen werden bezahlt. Ich habe früher in einer Bar gearbeitet. Da musste ich nie selber Eintritt zahlen. Sogar das Bier gab es für mich umsonst, oben drauf Stundenlohn und Trinkgeld. Nicht so für den Karma-Yogi.
Die Miete für die Locations wird bezahlt, die Lehrer, der Druck der Flyer, die Werbeanzeigen auf Facebook, der Lohn der Veranstalter. Dies sind keine Non-Profit Veranstaltungen. Der Eintritt ist teilweise enorm. 100,- Euro am Tag sind keine Seltenheit. Da sollte wohl mindestens ein Zehner die Stunde für die Helfer drin sein. Zusätzlich zum Selbstverständlichen, wie dem freien Eintritt.
Hier wird das geringe Selbstvertrauen der Junglehrer schamlos ausgenutzt und unter schönen Wörtern wie Karma versteckt. Es wird knallhartes Business betrieben und dafür Dankbarkeit erwartet.
Sollte es nicht als Yogi um mehr gehen? Sollte es nicht darum gehen, dass wir als gutes Beispiel voran gehen und unsere Gesellschaft upliften? Wie wäre es dann wenigstens mit Mindestlohn? Es wird Zeit, dass wir neue Lehrer mit Selbstvertrauen stärken und fair entlohnen. Es wird Zeit für eine neue Art der Yogalehrer, die ohne Ellenbogen ihren Wert wissen und den der anderen honorieren. Und sei es nur durch angemessene Bezahlung.